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Wenn
man mich fragt, was ich in meiner Freizeit tue, dann wird man unweigerlich
die Antwort hören: Rollenspielen. Für viele ist das nun etwas, das erklärungsbedürftig ist. Daher habe ich mir einmal ein paar Minuten Zeit genommen, um meine Gedanken zu diesem Thema zu sammeln, weil meine Antworten doch sonst recht oberflächlich waren. Es gibt ganz verschiedene
Ansätze, von denen aus man sich dem Rollenspiel nähern kann. Grundsätzlich ist ein Rollenspiel eine Methode, spielerisch das eigene Verhalten und das Verhalten anderer zu reflektieren und neue Handlungsmuster ausprobieren zu können. In einer simulierten Situation können Verhaltensweisen durchgespielt werden. Die einzelnen Teilnehmer übernehmen abwechselnd die Rollen unterschiedlicher Personen. So wird Einblick in unterschiedliche Sicht- und Denkweisen gewonnen. Das Schöne und Besondere an diesem Spiel ist, dass man die Möglichkeit erhält, in einem sicheren, weil konsequenzenfreien Raum Verhaltens- und Handlungsmuster auszuprobieren. Für den Rollenspieler ergibt sich so die Möglichkeit, einmal von den Verhaltensmustern, die uns Erziehung, Umwelt und die Notwendigkeit aufgedrückt haben, abzuweichen. Für den Mitspieler ergibt sich die Möglichkeit, den anderen kennen zu lernen auf eine Art und Weise, wie es in der realen Welt nie möglich wäre, denn zum einen gelten auch hier die "Gesetze des konsequenzenfreien Raumes" zum anderen "durchlebt" man gemeinsam Ausnahmesituationen und hat eine Menge an Kommunikation, die in Qualität und Quantität das reale Leben oft übersteigt. Und weil mal bei allem Spiel, sich selbst nie ganz verleugnen kann (ich habe noch keinen Spieler getroffen, der das gekonnt hätte), gibt es noch einen sehr schönen Effekt beim Rollenspiel. Wenn man genau hinschaut, lernt man dabei eine interessante Person kennen: Sich selbst. Einschränkend sei hier gesagt, dass das Fehlen von Konsequenzen beinhaltet, dass die im Spielverlauf getroffenen Entscheidungen und vollbrachten Taten faktisch keine Auswirkungen in der realen Welt haben - was aber nicht bedeutet, dass bestimmtes Verhalten nicht doch auch (positiv oder negativ) sanktioniert wird. Wessen Chara sich häufig egoistisch verhält, und - stärker noch - wer als Spieler nicht auch einmal selbstlos und Guppen-dienlich handelt, der wird erleben, dass die Mitspieler dies sehr wohl als menschliche Schwächen werten - und entsprechend ihr Urteil über den "Spielkameraden" fällen. Was die Grundlage für den Lerneffekt ist. Das Fantasy-Rollenspiel
erhebt jedoch in aller Regel keinen hohen psychologischen Anspruch. Es
dient der Unterhaltung. Das Rollenspiel hat
gewisse Ähnlichkeiten mit dem Schreiben eines Romans. Spielleiter
und Spieler erzählen gemeinsam eine Geschichte, deren Rahmen der
Spielleiter feststeckt, deren Fort- und Ausgang jedoch nicht feststehen,
da der Spieler mit seinen Handlungen großen Einfluss auf den Gang
der Ereignisse hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man, wenn man schon Elfen, Zwerge, Zauberer etc. spielt, auch mal das Geschlecht wechselt im Rollenspiel. Es schafft noch größeren Abstand (was noch freier macht), es ist interessant, etwas darzustellen, was man nun wirklich im wahren Leben auch nicht ist (was eben Spaß macht), es ist eine Herausfordung, ein Prüfstein der Beobachtungs- und Darstellungsgabe (und wer kann dazu schon nein sagen?) Das Rollenspiel kann
offen angelegt sein, d.h. der Spieler gestaltet seine Rolle selbst, oder
er erhält eine Rollenbeschreibung. So werden bestimmte Kennzeichen
der zu spielenden Person festgelegt. Unter Umständen wird noch eine
Hintergrundgeschichte erdacht, und schließlich beschreibt der Spielleiter
(SL) eine Szene in der Spielwelt, wie sie sich dem Spieler darbietet.
Die Spielfiguren werden von den Spielern im oft über eine längere Zeit geführt. Nicht selten spielen Rollenspieler jahrelang die gleiche Figur, so entwickeln sich die Charas im Laufe der Zeit, gewinnen an Erfahrungen und Können, an Tiefe Das macht Spaß.
Aber für mich ist es noch mehr, im besten Falle ist es eine Methode
des Lernens, die die Handlungskompetenz der Teilnehmer verbessert, das
Kennenlernen erleichtert und die Gemeinschaft fördert. Andererseits ist es dafür nötig, zum einem aus dem "Erlebten" zu lernen, zum anderen das Erlernte in den Alltag zu transponieren. Das schafft nicht jeder, und leider ist es häufig so, dass Leute im Rollenspiel verloren gehen. Sie flüchten
in eine Welt, in der es feste Regeln gibt, klare Verhältnisse und
auch für die Mühseligen und Beladenen Erfolgserlebnisse möglich
sind, statt sich den Anforderungen des grauen Alltags zu stellen. Wer mich kennt, weiß, dass ich dem Fantasy-Rollenspiel erlegen bin, das es für mich mehr als ein Gesellschaftsspiel, ich mir immer auch sehr bewusst bin, dass die Wurzeln dieser Tradition in die Psychologie reichen - aber das ich bewusst in dieser realen Welt lebe und nur manchmal in Fantasien Urlaub mache.
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Dieses Gedicht ist von Christina Marmann und mir zugelaufen. Es gefällt mir gut, und ich dachte, es paßt.
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ROLLENSPIEL Ein jeder Mensch Mehr von Christina |
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Aber ich wäre nicht ich ohne die Bilder ... | |||||